Raumakustik (2)
Dr.-Ing. Klaus Wogram
Akustik & Musik
Inhalt:
Neben der Verteilung des Schallpegels im
Raum ist vor allem die Nachhallzeit T60 von großer Bedeutung, die
nach dem amerikanischen Akustiker Sabine als diejenige Zeit angegeben
wird, die verstreicht, bis der Schalldruck eines abgeschalteten
Schallereignisses auf ein Tausendstel seines Anfangswertes abgesunken
ist. Für den Schallpegel bedeutet das eine Abfall von -60 dB,
woher der Fußindex in der Angabe T60 herrührt.
Die optimale Nachhallzeit ist von der Raumgröße, seiner
Formgebung und vor allem von seinem Verwendungszweck anhängig.
Während z.B. ein Sprecherstudio im Rundfunk eine Nachhallzeit von
weniger als 0,2 s aufweist, liegt die Nachhallzeit des Kölner
Domes bei ca. 16s.
Die Nachhallzeit ist nun aber nicht für alle Frequenzkomponenten
des Schalles gleich groß, je nach Raumtyp und seiner Zuordnung zu
bestimmten Musikepochen und -stilen unter-
scheiden wir die Form der Nachhallzeitkurve über der Frequenz. So
fällt die Nachhallzeitkurve bei Musikräumen des Barock zu
tiefen Frequenzen hin leicht ab, was einen klaren und durchsichtigen
Klangeindruck vermittelt. Bei großen Sälen z.B. der Romantik
hingegen steigt die Nachhallzeit zu tiefen Frequenzen hin oftmals noch
leicht an, so daß ein voller, warmer und mächtiger
Klangcharakter entsteht. Die Gründe für diese
unterschiedlichen raumakustischen Eigenschaften werden schnell
deutlich, wenn man die filigrane und oftmals schnell gespielte
Barockmusik (Vivaldi, Bach u.a.) mit der getragenen Musik der Romantik
vergleicht, die durch ruhige und volle Bläsersätze
geprägt ist (Bruckner, Tschaikowski u.a.).
Neben der Nachhallzeit als der bekanntesten Größe gibt es
noch eine ganze Reihe von raumakustischen Parametern, die die Akustik
eines Raumes beschreiben helfen. Sie sind auf einer Sonderseite der
PTB-Homepage mit dem Namen
"Computersimulation" aufgelistet, die die Berechnungsmöglichkeiten mit Hilfe von Computerprogrammen detailliert beschreibt.